Historische Bedürfnisanstalt U-Bülowstraße wiederfinden und rekonstruieren

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Den Verbleib der historischen Bedürfnisanstalt, die Teil des denkmalgeschützten Ensembles des U-Bahnhofs Bülowstraße war, sollen Bezirksamt und die unteren Denkmalschutzbehörde des Bezirkes recherchieren und klären. Das beantragt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen für die kommende Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Bertram von Boxberg, kulturpolitischer Sprecher der Grünen: „Nach Klärung des Verbleibs soll der BVV eine Konzeption zum Wiederaufbau und zur Nutzung des Baudenkmals vorgelegt werden.“

Eine Übereinkunft zwischen dem Land Berlin und der Firma Wall beinhaltete zu Beginn der 2000er Jahre, dass Berlin dem Außenwerbeunternehmen Werbeflächen zur Verfügung stellt und im Gegenzug Walltoiletten erhält. Teil dieser Übereinkunft war auch, dass Wall historische Bedürfnisanstalten instandsetzt. Einige dieser sog. „Café Achtecks“ wurden demontiert, instandgesetzt und wieder aufgebaut. „2004 wurde auch die Bedürfnisanstalt vom U-Bahnhof Bülowstraße demontiert und bei Wall eingelagert. Dies ergibt sich auch aus der Denkmalliste“, so Bertram von Boxberg. Und der Grünen-Politiker weiter: „Sie wurde aber niemals instandgesetzt und nicht wieder aufgebaut. Irgendwann wurde das Denkmal aus der Denkmalrolle genommen. Aber eine Sachaufklärung fand nicht statt.“  Sie war zusammen mit dem Bahnhof 1900–1901 von Bruno Möhring bzw. 1928 von Rudolf Möhring gestaltet worden.

Kulturpolitiker von Boxberg betont: „Bei der Bedürfnisanstalt Bülowstraße handelt es sich um ein herausragendes Bau-, aber auch Kulturdenkmal. Sie ist eine baugeschichtliche Besonderheit aus der Zeit des Berlin U-Bahnbaus und wertvoller als die industriell gefertigten Café Achtecks.“ Zudem erlangte diese Bedürfnisanstalt Kultstatus: Im Film „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (1978) spielt dieses Bauwerk eine Schlüsselrolle, so der Grüne. Und auch als „Bülowklappe“ war das Klohäuschen ein wichtiger Cruising-Ort der queeren Community. „Insoweit ist dieses kleine Klohäuschen ein wichtiger Teil der Kulturgeschichte Schönebergs“, sagt von Boxberg.