Ein Ehrengrab für Verlegerin Frieda von Lipperheide 14. Juni 202215. Januar 2024 Foto: Creative Commons License Wolfnoah Das Grab von Frieda von Lipperheide (1840-1896) auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof soll als Ehrengrab gewidmet werden. Mit einem gemeinsamen Antrag ersuchen die Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und SPD Tempelhof-Schöneberg das Bezirksamt, sich dafür einzusetzen, dass die Redakteurin und Verlegerin ein Ehrengrab erhält. Das Absurde: Der Ehemann von Frieda von Lipperheide hat bereits seit Jahren ein Ehrengrab, die Frau wurde übergangen. Dabei haben Franz und Frieda von Lipperheide eine geleichberechtigte Ehe auf gleicher Augenhöhe geführt, wie das zum Ende des 19. Jahrhunderts alles andere als selbstverständlich war. Beide hatten 1865 gemeinsam die Zeitschrift „Modenwelt“ gegründet, die sich rasch zur wichtigsten Frauenzeitschrift in Deutschland etablierte. Beide trugen außerdem eine umfangreiche Sammlung bildlicher und textlicher Quellen zur Kleider- und Kostümgeschichte zusammen. Sie bildete den Grundstock zur Kostümbibliothek, die heute noch existiert und zum Kunstgewerbemuseum Berlin gehört. Frieda von Lipperheide war nicht nur Verlegerin, sondern arbeitete auch als Modezeichnerin, Schriftstellerin, Redakteurin, Publizistin und Volkskundlerin. „Obwohl der Anteil Frieda von Lipperheides bei der Herstellung und Leitung der der Zeitschrift sogar bedeutender war als der ihres Ehemannes, wurde sie posthum weniger beachtet als er. Die Tatsache, dass sein Grab als Ehrengrab gewidmet wurde, das ihrige, daneben liegende, aber nicht, belegt auch einen Mangel an Wertschätzung der Leistungen von Frauen“, betont Bertram von Boxberg, kulturpolitischer Sprecher der Grünen In jüngster Zeit rückte die Bedeutung von Frieda von Lipperheide, auch durch die Publikation von Adelheid Rasche stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Von Boxberg: „Es ist an der Zeit, dass auch Frieda von Lipperheides Grab als Ehrengrab gewidmet wird. Ihre Verdienste um die Stadt Berlin sind der ihres Mannes mindestens ebenbürtig. Diese Würdigung wäre umso notwendiger auf einem Friedhof von dessen 50 Ehrengräbern lediglich drei Frauen gewidmet sind. Ein weiterer Beleg für mangelnde Wertschätzung der Leistung von Frauen in unserer Gesellschaft.“