SPD, CDU und AfD verhindern Benennung von Tempelhofer Sportplatz nach jüdischer Tennisspielerin

Foto: Archiv J. Buschbom

Entgegen den Empfehlungen des Sport- und des Kulturausschusses haben es in der Tempelhof-Schöneberger Bezirksverordnetenversammlung SPD, CDU und AfD abgelehnt, eine Umbenennung des Sportplatzes „Tempelhofer Weg“ zu Ehren des von den Nationalsozialisten verfolgten jüdischen Tennis-Stars Nelly Neppach zu prüfen. Die Fraktion der Grünen hatte den entsprechenden Antrag bereits im vergangenen Dezember eingebracht. Die Entscheidung darüber wurde auf Betreiben der SPD aber immer wieder verzögert. Nun erfolgte schließlich die Ablehnung.

Nelly Neppach errang 1925 den Titel der Deutschen Tennismeisterin, stieg dann zum ersten deutschen Tennisstar mit internationalem Ruf auf. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde sie wie andere jüdische Sportler aus ihrem Verein gedrängt, nahm sich schließlich, isoliert und ihrer Trainingsmöglichkeiten beraubt, das Leben.

Geplant war, dass der FC Internationale, regelmäßiger Nutzer des Sportplatzes, die Benennung nach Nelly Neppach zum Anlass nimmt, verstärkt unter seinen jugendlichen Mitgliedern und Fans über die Lage von rassisch verfolgten Sportlern aufzuklären. Damit sollte, unterstützt vom Bezirksamt Präventionsarbeit gegen Antisemitismus geleistet werden. Die Chance für diese Initiative, so die Grünen, sei nun vertan.

Bereits vor einigen Jahren hatte die SPD-Abgeordnete Franziska Becker in Charlottenburg einen Stolperstein zu Ehren der Tennis-Spielerin verlegen lassen, wobei dieser Stolperstein allerdings mit einem falschen Geburtsdatum versehen wurde. Nachdem nun die Tempelhof-Schöneberger Grünen ihren Antrag gestellt hatten, blockierte die SPD dessen Behandlung so lange, bis ihre Charlottenburger Parteifreunde einen Antrag zur Umbenennung eines Tennisplatzes in der Harbigstraße nach Nelly Neppach auf den Weg brachten. Das Argument der Tempelhof-Schöneberger SPD dann: Nelly Neppach habe in Charlottenburg gelebt, mit Tempelhof-Schöneberg nichts zu tun. Dennoch sprachen sich Kultur- und Sportausschuss für den grünen Antrag aus.

Der Grüne Bezirksverordnete Bertram von Boxberg, Mitglied des Kulturausschusses: „Ausgesprochen enttäuschend ist das Verhalten der CDU, die sich gegenüber unserem Antrag zunächst aufgeschlossen zeigte, nun aber plötzlich umschwenkte. Da spielten offensichtlich Koalitionsüberlegungen für die Zeit nach der Wahl eine größere Rolle als die Ehrung einer verfolgten jüdischen Sportlerin.“ Die Hauptverantwortung für das unwürdige Tauziehen um die Umbenennung trüge aber die SPD (lediglich ein Sozialdemokrat hat abweichend von seiner Fraktion für die Benennung gestimmt). Von Boxberg: „Die Benennung eines der breiten Öffentlichkeit kaum zugänglichen Tennisplatzes kann ja nicht mit der Benennung eines viel genutzten Sportplatzes verglichen werden, zumal in Charlottenburg mit der Benennung nach Nelly Neppach auch kein Projekt gegen den Antisemitismus verbunden sein wird. Hier beanspruchte die SPD eine Monopolstellung bei der Erinnerung an den ersten deutschen Tennisstar, wollte sich damit unbedingt profilieren und hat genau dadurch aber eine angemessene Würdigung dieser großartigen Sportlerin verhindert.“