Jüdische Geschichte in Mariendorf sichtbarer machen

Ullsteinhaus in Mariendorf, Foto: Meißner

Mit einem gemeinsamen Antrag zur kommenden Bezirksverordnetenversammlung (BVV) wollen die Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und CDU das Bezirksamt prüfen lassen, wie die jüdische Geschichte im Ortsteil Mariendorf besser sichtbar gestaltet und aufgearbeitet werden kann. „Angesichts des sich verstärkenden Rechtsextremismus und eines besorgniserregenden Anstiegs antisemitischer Tendenzen in unserer Gesellschaft ist es von fundamentaler Bedeutung, dass wir die Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit intensivieren und unsere Erinnerungskultur aufrechterhalten und fördern. Insbesondere das jüdische Leben und die von der jüdischen Bevölkerung geprägten historischen Entwicklungen in Mariendorf verdienen eine verstärkte Würdigung und Sichtbarmachung. Sie sind nicht nur Teil der lokalen Geschichte, sondern auch ein bedeutender Bestandteil unseres kollektiven Gedächtnisses, das bewahrt und erlebbar gemacht werden muss“, betont Dennis Mateskovic, stellvertretender Grünen-Fraktionsvorsitzender.

Denkbar wären nach Ansicht von Grünen und CDU z. B. historische Spaziergänge, die Erstellung einer Informationsbroschüre oder eine Übersicht auf der bezirklichen Website. Dabei soll zudem der engagierte Einsatz des Widerstands gegen den Nationalsozialismus angemessene Berücksichtigung finden.

Mateskovic: „Der Ortsteil Mariendorf verfügt über mehrere historischen Orte, die von jüdischer Geschichte und dem Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime zeugen. Dazu gehören etwa das Ullsteinhaus, das frühere Seebad Mariendorf (heutige Seniorenresidenz Alloheim), die Martin-Luther-Gedächtniskirche sowie die Gedenksteine und -tafeln für den sozialdemokratischen Kommunalpolitiker Friedrich Küter und die Widerstandsgruppe, die am ehemaligen Transformatorenhaus der Askania Werke aktiv war.“ Diese Orte seien wertvolle Zeugnisse des Engagements von Widerstandskämpfer*innen und erinnern an die vielfältigen Formen des Widerstands. Gleichzeitig bieten sie einen unmittelbaren Zugang zur jüdischen Geschichte und zum jüdischen Leben in Mariendorf, das während des NS-Regimes systematisch verfolgt und vernichtet wurde.

„Es ist daher von herausragender Bedeutung, diese historischen Spuren nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, sondern sie aktiv und niederschwellig in das Bewusstsein der heutigen Gesellschaft zu rücken“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Derartige Erinnerungsarbeit ist nicht nur ein politisches, sondern auch ein moralisches Erfordernis, um der fortwährenden Relativierung des Holocausts und der Verdrängung historischer Schuld entgegenzutreten.

Mateskovic weiter: „Eine solche Sichtbarmachung schafft die Grundlage für Reflexion, Aufklärung und letztlich für eine Gesellschaft, die aus der Vergangenheit lernt und gegenwärtige demokratische Werte verteidigt. Nur so können wir die Demokratie stärken, Antisemitismus und Rassismus in der Gegenwart bekämpfen.“