Lesbisches Wirken sichtbar machen: Gedenktafel zu Ehren von Elsa Conrad und Amalie Rothaug

Foto: Hauptstaatsarchiv Hannover, Januar 1937

Lesbisches Wirken im Bezirk weiter sichtbar machen will die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Tempelhof-Schöneberg. „Einen Anfang soll eine Gedenktafel zu Ehren von Elsa Conrad, Spitzname Igel, und Amalie Rothaug, Spitzname Mali, an ihrem Hauptwirkungsort an der heutigen Martin-Luther-Straße 2 darstellen, obwohl das Gebäude heute nicht mehr vorhanden ist“, sagt Ronja Losert, Sprecherin für Frauen, Inklusion und Integration.

Elsa Conrad (1887-1963) und Amalie Rothaug (1890-1984) waren aktiv in der homosexuellen Subkultur Berlins. Zusammen führten sie die Vereinigung, zu der das bekannte Schöneberger Tanzlokal „Monbijou des Westens”, später „Mali und Igel“ von 1927-1933 gehörte. Die Damenvereinigung mit ihren 600 Mitgliedern zählte zu den exklusivsten Klubs der Stadt. Nach einer zeitgenössischen Beschreibung sollen insbesondere intellektuelle Frauen und Künstlerinnen das Tanzlokal besucht haben. 1933 zwangen die Nazis Conrad und Rothaug ihre Vereinigung zu schließen.

Amalie Rothaug war aufgrund ihrer jüdischen Herkunft gezwungen, in die USA zu emigrieren. Elsa Conrad wurde wegen NS-kritischer Äußerungen in ihrer eigenen Wohnung von ihrer Untermieterin denunziert. Nach den rassistischen Kriterien im Nationalsozialismus galt sie als „Halbjüdin”. Noch bevor sie eine 15-monatige Gefängnisstrafe wegen der „Beschimpfung von Regierungsmitgliedern” abgebüßt hatte, wurde sie 1937 in das KZ Moringen verschleppt und dort als Jüdin und Homosexuelle in „Schutzhaft” genommen. Als Grundlage für die Verhaftung diente das Heimtückegesetz von 1934, das sich gegen die vermeintliche „Verleumdung“ von Partei und Staat richtete. Ausdrücklich wurde aber auch darauf hingewiesen, dass Elsa Conrad „lesbisch veranlagt“ gewesen sei und „Verhältnisse zu lesbisch veranlagten Frauen“ gehabt habe.

Eine etwaige Entlassung aus der KZ-Haft wurde 1937 an die Auflage geknüpft, Deutschland zu verlassen. Ihre frühere langjährige Geliebte, Bertha Stenzel, besorgte die erforderlichen Papiere, nämlich einen Pass und eine Schiffspassage nach Ostafrika, wohin Conrad im November 1938 entkam. Nachweislich seit 1943 lebte sie in Nairobi. Verarmt und schwer erkrankt, kehrte Else Conrad 1961 in die Bundesrepublik Deutschland zurück, wo sie zwei Jahre später starb.