HIV-positiv arbeiten – aber ohne Diskriminierung 15. Juni 202120. Januar 2024 Foto: wiki common license Das „Schöneberger Modell“ bedeutet verkürzt: Statt in Kliniken werden an AIDS leidende Menschen in örtlichen Arztpraxen und wohnortnahmen Einrichtungen, ausgerichtet an ihrer individuellen Situation, betreut und behandelt. Das Modell der Verzahnung ambulanter und stationärer Versorgung von Patient*innen im Kampf gegen HIV und AIDS entstand in den 80er/90er-Jahren in Schöneberg und wurde nach dem Berliner Ortsteil benannt. „Der Name verpflichtet“, sagen die Grünen und fordern gemeinsam mit der SPD in einem Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung, dass Tempelhof-Schöneberg einen weiteren Schritt im radikal gewandelten Kampf gegen das HI-Virus geht. Das Bezirksamt soll die von der Deutschen Aidshilfe initiierte Deklaration „#positivarbeiten – Respekt und Selbstverständlichkeit: Für einen diskriminierungsfreien Umgang mit HIV-positiven Menschen im Arbeitsleben“ unterzeichnen und als Arbeitgeber dann auch praktizieren. Das Problem vieler HIV-positiver Menschen: Der medizinische Fortschritt ermöglicht ihnen zwar, ihr gewohntes Leben weitestgehend ohne Einschränkung fortzuführen, doch in der Praxis begegnen ihnen Skepsis, Diskriminierung und die unbegründete Angst vor Ansteckung. Das gilt insbesondere aber auch am Arbeitsplatz. Etliche Unternehmen stellen HIV-positiv getestete Bewerber erst gar nicht ein. Arbeitgeber, die die Deklaration „#positivarbeiten – Respekt und Selbstverständlichkeit“ unterzeichnet haben, signalisieren dagegen: Hier sind auch HIV-Positive als Mitarbeiter*innen willkommen, von Diskriminierung Betroffenen stehen wir zur Seite. Seit 2016 ist Berlin Mitglied der „Fast Track Cities Initiative to End Aids“, also jener Städte und Gemeinden, die ihren Beitrag leisten wollen, der HIV-Pandemie bis 2030 ein Ende zu setzen. Mit der Unterschrift unter die Deklaration „#positivarbeiten“ würde sich Tempelhof-Schöneberg in eine Gruppe von inzwischen 120 deutschen Arbeitgeber*innen, großen Firmen, Institutionen, öffentlichen Einrichtungen, Stadtverwaltungen wie etwa der von Hamburg-Mitte einreihen, aber wäre in Berlin damit Vorreiter. Marius Feldkamp, queerpolitischer Sprecher der grünen BVV-Fraktion und Mitglied im Gesundheitsausschuss: „Diskriminierung und Ausgrenzung belasten viele Betroffene heute weit stärker als die unmittelbaren Folgen der Virus-Infektion. Wollen wir mit der Pandemie wirklich bis 2030 Schluss machen, müssen wir vor allem die Diskriminierung beenden, denn sie behindert auch eine wirksame Prävention. Die Unterschrift des Bezirksamtes unter die Deklaration der Deutschen Aidshilfe wäre da nicht nur ein Signal für die eigene Verwaltung, sie kann auch ein Vorbild für andere Firmen und Institutionen in unserem Bezirk sein.“