„Geisterhaus Friedenau“ – Senat und Bezirk müssen Verantwortung klären

Foto: Meißner

Seit 21 Jahren steht das Wohnhaus an der Ecke Stubenrauchstraße und Odenwaldstraße in Friedenau leer. 16 Wohnungen sind ungenutzt, das Gebäude verfällt. Ende 2022 startete der Senat das sogenannte Treuhänderprojekt. Drei leerstehende Häuser, darunter auch das in Friedenau, sollten durch eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft im Auftrag der Bezirke saniert werden. Der Senat sagte zu, sämtliche Kosten zu übernehmen, auch im Fall juristischer Auseinandersetzungen. Geschehen ist bis heute nichts.

„Das Pilotprojekt entpuppte sich als ein Vorzeigeprojekt, das keins wurde“, sagt Bertram von Boxberg, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. „Auch der Bezirk Tempelhof-Schöneberg hat es bislang nicht angewandt.“

Während der Senat den Bezirken eine Blockadehaltung vorwirft, verweist der Bezirk auf rechtliche und praktische Hindernisse und fordert Nachbesserungen. Von Boxberg: „Unstrittig ist lediglich, dass nichts passiert ist. Deshalb wollen wir und die Menschen im Bezirk endlich Klarheit, wie es weitergehen soll.“

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat für die nächste Bezirksverordnetenversammlung beantragt, dass im Herbst 2025 eine öffentliche Informationsveranstaltung zum Treuhänderprojekt stattfindet. Eingeladen werden sollen Vertreterinnen und Vertreter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg mit Stadtentwicklungsamt und Rechtsamt, der Bürgerinitiative „Flora retten“ sowie weiterer Bezirke mit vergleichbaren Problemimmobilien, unabhängig davon, ob sie am Projekt beteiligt waren oder nicht.

Seit neun Jahren setzt sich eine Nachbarschaftsinitiative gegen den Leerstand in Friedenau ein. Auch Bußgelder, die der Bezirk gegen die Eigentümerin verhängte, zeigen keine Wirkung. Die Eigentümerin verweigert jede Maßnahme. Von Boxberg: „Die Möglichkeiten des Bezirks stoßen an ihre Grenzen. Der Grundsatz ‚Eigentum verpflichtet‘ wird hier ad adsurdum geführt.“

Jetzt wird eines der drei Häuser, das ebenfalls dieser Eigentümerin gehört, im Ortsteil Wedding abgerissen. Das hat der Bezirk Mitte so beschlossen.