
Vermutlich acht Jahre, wenn nicht länger, werden Anwohnende, Pendler*innen und alle Verkehrsteilnehmer*innen am und rund um den Tempelhofer Damm auf eine harte Probe gestellt: Von 2027 bis 2035 sollen Abwasser- und Trinkwasserleitungen, Tunnel und U-Bahnhöfe der U6 und die Stromnetze erneuert werden. „Dazu kommt auch noch, dass die S-Bahnbrücke am Te-Damm von der Deutschen Bahn erneuert werden muss“, sagt Astrid Bialluch-Liu, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion und fügt hinzu: „Deshalb wollen wir, dass die beiden Großprojekte koordiniert werden, um die Belastungen und die Bauzeit erheblich zu verkürzen.“
Und eben wegen des Abrisses und Neubaus der S-Bahnbrücke macht das jetzige Verkehrskonzept des Senats mit je zwei Spuren stadtein- und -auswärts auf dem Tempelhofer Damm und Baumfällungen auf dem Mittelstreifen nach Ansicht der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen keinen Sinn. „Mindestens 48 gesunde Bäume könnten auf dem Mittelstreifen erhalten werden“, betont Ingeborg Hofer-Hutter, Sprecherin für Grünflächen.
Bezirk, Senat und Wasserbetriebe hatten viel Zeit in das Finden einer Lösung investiert, die den ökologischen Wert der Bäume anerkennt und die Bedürfnisse der Anwohnenden und der Bauenden austariert. Noch 2024 hatte der Senat das Verkehrskonzept bestätigt. Hofer-Hutter und Bialluch-Liu erklären: „Danach sollten die Bäume zwischen Platz der Luftbrücke und Borussiastraße stehen bleiben. Der Verkehr sollte stadteinwärts weiter über den Tempelhofer Damm rollen, während er stadtauswärts über die General-Pape- und Wilhelm-Kabus-Straße umgeleitet werden sollte. Daran wollen wir festhalten: Auch angesichts der Erneuerung der S-Bahnbrücke macht das Sinn.“ Spätestens bei Brückenabriss und -bau müsse eine weitere Umleitungsstrecke zusätzlich geplant werden
Die Anwohnenden und die Bürgerinitiative gegen die Baumfällungen fühlen sich nicht ausreichend informiert. Hofer-Hutter: „Sie misstrauen den Entscheidungen des Senats.“ Deshalb hatten die Grünen in der BVV auch einen Antrag zu einer Informationsveranstaltung aller Beteiligten eingebracht. „Die BVV hat dies einstimmig beschlossen, insbesondere auch wegen der unklaren Aussagen zu Planungen nach Bauende. Es sind noch viele Fragen an den Senat offen.“
Die Grüne Stadträtin für Ordnung, Straßen, Grünflächen, Umwelt und Naturschutz, Dr. Saskia Ellenbeck, hatte deshalb auch viele der insgesamt 194 beantragten Baumfällungen bisher nicht genehmigt. „Wir erwarten von der Senatsverkehrsverwaltung, dass sie sich besinnt und schnell wieder mit dem Bezirk zu einer gemeinsamen Planung auf Basis des alten Verkehrskonzepts zurückkehrt“, betonen die beiden Grünen-Sprecherinnen.