Gemeinsam für den Gesundheitsstandort Wenckebach

Foto: Zander-Rade

Die Gesundheitsversorgung am Standort Wenckebach ist schon seit Jahren Gegenstand der Diskussion. Um die weitere Planung zielgerichtet voranzutreiben, wurde immer wieder auf die Notwendigkeit einer Bedarfsanalyse hingewiesen.

Im April 2022 wurde auf Initiative der Grünen-Fraktion beschlossen, den Krankenhausbeirat bei der Weiterentwicklung des Gesundheitsstandortes Wenckebach zu beteiligen. Seither hat der Beirat bereits zweimal hierzu getagt, wobei insbesondere die Ausgestaltung der Bedarfsanalyse vorgestellt und diskutiert wurde.  „Ich freue mich sehr, dass viele unserer Anregungen aufgegriffen wurden und bin sehr gespannt auf die Ergebnisse der Analyse“, erklärt Dr. Katharina Urban, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen.

Auf Basis dieser Bedarfsanalyse soll am Standort Wenckebach ein zukunftsfähiges Versorgungsangebot für die Anwohner:innen in Tempelhof entstehen. Das unterstreichen die Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, SPD, CDU und FDP in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) mit einem gemeinsamen Positionspapier.

„Mit dem Blick auf die regionale Gesundheitsversorgung stimmt es mich sehr zuversichtlich, dass sich die SPD, CDU und FDP-Fraktionen unserer Initiative angeschlossen haben und wir gemeinsam ein klares Bekenntnis für den Gesundheitsstandort Wenckebach abgeben“, betont Dr. Katharina Urban. „Wir sollten die aktuelle Umbruchphase als Chance für einen Leuchtturm der Gesundheitsversorgung an diesem Standort begreifen – neben den sehr sinnvollen Plänen für einen Ausbildungscampus vor Ort“, so Urban weiter.


Presseerklärung der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, SPD, CDU und FDP in der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg

Gemeinsames Positionspapier der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, SPD, CDU und FDP:
Gemeinsam für den Gesundheitsstandort Wenckebach – Fraktionen der BVV Tempelhof-Schöneberg unterstützen bedarfsgerechte Versorgung vor Ort

Mit einem gemeinsamen Positionspapier bekräftigen die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, SPD, CDU und FDP die Bedeutung des Gesundheitsstandortes Wenckebach und unterstützen die Weiterentwicklung eines bedarfsgerechten und zukunftsfähigen Versorgungsangebotes in Tempelhof.

Die Fraktionen sind sich einig darüber, dass der Standort Wenckebach trotz der Entscheidung gegen den Erhalt des Klinikums in seiner ursprünglichen Funktion, neue Perspektiven für die Gesundheitsversorgung vor Ort bietet. So wird das Areal zukünftig den geplanten Ausbildungscampus beherbergen und auch als Standort für das Hospiz erhalten bleiben. Die erfolgreiche Weiterentwicklung des ehemaligen Wenckebach-Klinikums bedarf nach Auffassung der vier Fraktionen vor allem:

  • eine eindeutige Festlegung von Verantwortung und Zuständigkeiten inklusive Ansprechpersonen für die Entwicklung des Standortes
  • die Kooperation der Landesebene, Vivantes und des Bezirks
  • eine bedarfsgerechte Planung, Umsetzung und Evaluation der Versorgungsangebote durch das Land Berlin
  • wenn möglich, einer sinnvollen Zwischennutzung

Dazu erklären die gesundheitspolitischen Sprecherinnen und Sprecher aller Fraktionen: „Wir wollen eine Gesundheitsversorgung, die regional gedacht, niedrigschwellig, zielgruppenspezifisch und sektorenübergreifend gestaltet wird. Denn gute Gesundheitsversorgung muss am tatsächlichen Bedarf ausgerichtet werden. Dies ist jedoch nur möglich, wenn alle beteiligten Protagonisten in Bezirk, Land und vom Träger die Zukunft der Gesundheitsversorgung am Standort Wenckebach im Sinne der hier lebenden Menschen unterstützen.“


Das gemeinsame Positionspapier der Fraktionen GRÜNE, SPD, CDU und FDP in der BVV Tempelhof-Schöneberg finden Sie hier:

Gesundheitsstandort – Wenckebach: für eine bedarfsgerechte Versorgung vor Ort

Mehr als zehn Jahre wurde um die Zukunft des Wenckebach-Klinikums gerungen. Die Entscheidungen gegen einen Krankenhaus-Standort sind gefallen. Die stationären Kapazitäten wurden größtenteils auf das Gelände des Auguste- Viktoria-Klinikum verlagert und die Rettungsstelle geschlossen. Das Hospiz soll dauerhaft am Standort erhalten bleiben, was wir sehr begrüßen. Mittlerweile sind die Weichen für einen Ausbildungscampus auf dem Gelände gestellt, eine Entwicklung die für Tempelhof und darüber hinaus große Chancen bietet.

Das große Engagement im Rahmen von Bürgerinitiativen hat deutlich gemacht, welchen Stellenwert das Wenckebach- Klinikum für die Menschen vor Ort hatte. Daher gilt es die Bedürfnisse der Anwohnerinnen und Anwohner genau zu betrachten und den Standort -in Ergänzung zu dem geplanten Ausbildungscampus- für die medizinische Versorgung bedarfsgerecht weiterzuentwickeln. Dies kann kurz- und mittelfristig im Rahmen einer Zwischennutzung von geeigneten Gebäuden und Räumlichkeiten erfolgen. Perspektivisch sollte eine langfristige und auf Dauer angelegte Weiternutzung derjenigen Gebäude(teile) umgesetzt werden, die vom neuen Ausbildungscampus nicht umfasst sind.

Hierfür braucht es eine kraftvolle, gemeinsame Stimme aus dem Bezirk – aus der Bevölkerung und der Bezirkspolitik – in Richtung Landespolitik und -verwaltung und der Vivantes GmbH.

Aus unserer Sicht sind bei der Weiterentwicklung die folgenden Aspekte wesentlich:

Eindeutige Festlegung von Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten
Sowohl im Rahmen der Weiterentwicklung als auch perspektivisch für die Trägerschaft des Versorgungsangebotes ist es wichtig, die Verantwortung klar zu benennen. Für die Bevölkerung und die Bezirkspolitik muss klar sein, wer für Kommunikation und Koordinierung zuständig ist und wie die zuständigen Personen kontaktiert werden können. Leitbilder für „Gute Unternehmensführung“ und für „Gute Arbeit“ sollen Bestandteil des Selbstverständnisses des zukünftigen Trägers sein.

Bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung planen, umsetzen und evaluieren
Eine wesentliche Voraussetzung für die Planung einer bedarfsgerechten Versorgung ist die realistische Betrachtung des „Ist“ und eine klare Definition des „Soll“. Das bedeutet einerseits die Ermittlung des Bedarfes, der neben medizinischen Bedarfen auch bspw. Beratungsangebote oder soziale Infrastruktur beinhalten kann, und andererseits die Auflistung der bereits bestehenden Angebote rund um den Standort Wenckebach. So kann festgelegt werden, welche Versorgungsangebote fehlen und umgesetzt werden sollen.

Eine entsprechende Bedarfsanalyse soll nach wissenschaftlichen Standards angefertigt werden und soll sowohl den aktuellen als auch den perspektivischen Bedarf der Menschen vor Ort in den Blick nehmen. Dazu gehört beispielsweise die Altersverteilung heute und in den nächsten Jahren –unter Berücksichtigung geplanter Entwicklungen wie bspw. der Neuen Mitte Tempelhof. Aber auch soziale Parameter und Indikatoren, die einen Hinweis auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung geben, sollen betrachtet werden. Wichtig ist, dass die Bevölkerung und wesentliche Akteure bei der Analyse einbezogen werden. Beispielhaft seinen hier die Patientenfürsprecherinnen, das Bezirksamt und Vertreter der ansässigen Gesundheitsversorger wie bspw. Apotheken, Arzt- oder Physiotherapiepraxen genannt. Wir begrüßen, dass Vivantes unsere im Gesundheitsausschuss und im Krankenhausbeirat dementsprechend eingebrachten Wünsche und Anregungen aufgenommen hat.

Bei der Ausgestaltung des Versorgungsangebotes ist darauf zu achten, dass ein niedrigschwelliger, barrierefreier Zugang gewährleistet wird.

Um sicherzustellen, dass Angebot und Bedarf auch zukünftig zusammenpassen, sollte eine wissenschaftliche Begleitung und Evaluation Teil der Planung sein. Die Indikatoren, die im Rahmen der Bedarfsanalyse erhoben werden, sollten so konzipiert sein, dass sie auch zu Evaluationszwecken genutzt werden können.

Sinnvolle Zwischennutzung ermöglichen
Der aktuell wichtigste Punkt ist jedoch, sicherzustellen, dass die Räumlichkeiten, die für den Ausbildungscampus vorgesehen sind, so gut wie möglich zwischengenutzt werden! Hier sollte ein besonderes Augenmerk auf den Akteuren rundum liegen, von denen ggf. vorhandene zusätzliche Bedarfe erfragt werden könnten, beispielhaft seien hier Beratungsangebote sozialer Träger oder das Bezirksamt genannt.

Fazit
Wir stehen für eine Gesundheitsversorgung, die regional gedacht sowie niedrigschwellig, zielgruppenspezifisch und sektorenübergreifend gestaltet wird! Dafür brauchen wir einen Gesundheitsstandort Wenckebach – der bedarfsgerecht entwickelt wird! Wir würden uns wünschen, dass alle beteiligten Protagonisten in Bezirk, Land und vom Träger, die Zukunft der Gesundheitsversorgung am Standort Wenckebach im Sinne der hier lebenden Menschen ebenso unterstützen.

Dr. med. Katharina Urban (GRÜNE)
Guido Pschollkowski (CDU)
Janis Hantke (SPD)
André Stammen (FDP)
gesundheitspolitische Sprecherinnen und Sprecher in der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg