Anstelle bereits 1995 richtigerweise zu den Akten gelegte Straßenbaupläne neu aufzuwärmen, sollten die Verantwortlichen der Tempelhof-Schöneberger Kommunalpolitik den Beschlüssen der Bezirksverordnetenversammlung folgen und die Marienfelder Feldmark zum Landschaftsschutzgebiet entwickeln. Nach Mittteilung der Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr kann mit dem erforderlichen Verfahren kaum vor 2021 begonnen werden. Sollte der jetzt von der SPD vorgeschlagene Ausbau des Schichauweges bis zur B 101 in die Tat umgesetzt werden, wäre das künftige Landschaftsschutzgebiet allerdings mehr als gefährdet, fürchtet nicht nur die Fraktion der Grünen in der BVV.
Eine Industriestraße mit ihrer Schadstoff- und Lärmbelastung unmittelbar neben einem Landschaftsschutzgebiet müsste schließlich alle Bemühungen um Klima-, Natur- und Artenschutz zunichtemachen, meint zum Beispiel die Bürgerinitiative Feldmark, die sich durch den SPD-Vorstoß sogar grob getäuscht sieht. Schließlich habe, so heißt es in einem Schreiben der Bürgerinitiative, sich Bürgermeisterin Angelika Schöttler bei einem Gespräch mit der BI noch im Mai 2018 gegen alle Straßenbaupläne ausgesprochen, und Stadtrat Oliver Schworck, ebenfalls SPD, im Dezember 2018 zugesagt, die an der Feldmark noch vorhandenen „Lebensräume für biologische Vielfalt zu erhalten“. Die Bürgerinitiative dazu: „Politische Glaubwürdigkeit sieht anders aus!“
Um das Naherholungsgebiet Marienfelder Feldmark zu sichern und auszubauen, stehen nach Auffassung von Ralf Kühne, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der grünen BVV-Fraktion, jetzt folgende Schritte auf der Tagesordnung: „Die Flächen südlich des Schichauweges müssen als Landschaftsschutzgebiete unter Schutz gestellt werden, der Freizeitpark ist um das Gelände der ehemaligen Bezirksgärtnerei und des Klärwerks zu erweitern. Der Standort des Umweltbundesamtes muss behutsam ausgebaut und das Natur- und Artenschutzangebot verbessert werden. Schließlich sollten auch die vorhandenen Kleingärten erhalten bleiben und nach Möglichkeit erweitert werden.“
Dabei äußerte Ralf Kühne Verständnis durchaus dafür, dass sich Firmen aus dem Unternehmensnetzwerk Motzener Straße eine bessere Verkehrsanbindung als bisher wünschen. Der Ausbau des Schichauweges würde aber keine Lösung, sondern allenfalls eine Verlagerung der bisherigen Überlastungsprobleme bringen. Der grüne Bezirksverordnete: „Hier bedarf es eines Gesamtkonzeptes, nicht einer Erweiterung des Straßenangebotes an einer einzelnen Stelle. Flächenkonkurrenzen wie hier zwischen Gewerbeinteressen und Landschafts- und Naturschutz lassen sich nur mit einer intensiveren Nutzung der vorhandenen Flächen und smarten Lösungen unter anderem in der Logistik und beim Wirtschaftsverkehr lösen.“