An vielen Stellen Tempelhof-Schönebergs erinnern Stolpersteine an die Opfer der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft. Die zahlreichen Täter*innen des NS-Terrors werden kaum benannt, bleiben schamhaft unerwähnt. Dieses Stillschweigen wollen die Grünen durchbrechen und die Täter*innen aus der wohligen Anonymität holen. In der BVV beantragen die Grünen: In der Dennewitzstraße 35 soll künftig eine Gedenktafel an die schändlichen Unternehmen der H. Kori GmbH erinnern, die von hier die Ausstattung der Konzentrationslager und Euthanasie-Zentren mit den für den Massenmord benötigten Verbrennungsöfen betrieb.
Das Treiben der vergleichbaren Firma J.A. Topf und Söhne aus Erfurt ist vergleichsweise gut erforscht. Dort wurde die Mithilfe der Öfen-Hersteller am NS-Terror genau dokumentiert und dort sind die Ergebnisse der Öffentlichkeit in einem Museum zugänglich. Davon sollte man in Tempelhof-Schöneberg lernen und dabei auch mit dem Erfurter Geschichtsmuseum zusammenarbeiten, fordern die Grünen. Denn über die Verstrickung der H. Kori GmbH mit dem NS-Regime weiß man bisher nicht viel mehr, als dass deren Verbrennungsöfen unter anderem in den Konzentrationslagern Stutthof, Ravensbrück, Bergen-Belsen, Sachsenhausen, Treblinka und Majdanek sowie in Euthanasie-Mordanstalten, z.B. Hadamar und Hartheim, brannten.
Der grüne Bezirksverordnete Bertram von Boxberg: „Dazu wissen wir, dass das Unternehmen nach 1945 unbehelligt blieb, aber nun vor allem mit Spendengeldern finanzierte Öfen für Kirchengebäude lieferte, so, als sei nichts geschehen.“ Bis 1976 blieb die GmbH in der Dennewitzstraße und wurde erst 2012 aufgelöst.
Von Boxberg: „Die Opfer des Nationalsozialismus dürfen nie vergessen werden. Aber wenn wir aus der Geschichte lernen und ihre Wiederholung verhindern wollen, müssen wir auch über die Täter*innen reden und zeigen, wo und wie sie agierten, und das nicht nur an zentralen Gedenkorten wie der Topographie des Terrors auf dem Gelände des ehemaligen Gestapo-Hauptquartieres, sondern auch an ganz alltäglich anmutenden Orten wie dem Firmensitz eines scheinbar harmlosen Ofenherstellers. Da bleibt noch viel zu tun und sicher nicht nur am Beispiel der Kori GmbH.“